Eine Ausstellung über einen Feldherrn und Edelmann aus den spanischen Niederlanden im bayerischen Altötting? Warum wird ausgerechnet hier an einen Mann erinnert, der weder in Altötting geboren wurde noch hier lebte? Die Beziehung zwischen dem berühmten Kriegsmann und dem Gnadenort der schwarzen Madonna ist eine ganz besondere, die dem modernen Denken fremd erscheinen mag, aber eine erhellende Perspektive nicht nur auf die Persönlichkeit Tillys eröffnet, sondern auch auf den geistigen Hintergrund dieser Epoche.
Von frühester Jugend an war Tillys Lebenswelt das Feldlager. Wo immer ihn seine Kommandos hinführten war der Offizier von der rauen Welt des Militärs umgeben, er lebte ständig ”aus dem Marschgepäck", ohne die Annehmlichkeiten höfischen Lebens, ja nicht einmal vorübergehend mit dem familiären Rückzugsraum eines ruhigen Stammsitzes gesegnet. Eine Existenz unter dem Schatten der Gefahr auf dem Schlachtfeld oder durch Seuchen und Krankheit.
So war es vor allem seine tiefe Religiosität, sein inniger und
kompromissloser Glaube, der Tillys "raison d'etre" darstellte.
Für den frommen Krieger war die Beziehung zur Muttergottes von Altötting
seit seiner ersten Begegnung mit dem Gnadenbild in der uralten Kapelle
"auf der grünen Matten" ein kostbares Geschenk, das ihm
Kraft und Rückhalt gab. Maria als Inbegriff mütterlicher Liebe
und Mittlerin göttlicher Gnade wurde dem schlachtgewohnten Kämpen
zur überragenden Bezugsperson, ihr Altöttinger Heiligtum zur
spirituellen Heimat in seiner lebenslangen Heimatlosigkeit. Immer wieder
zog es ihn hierher, und weil er bis zu seinem Soldatentod in der Schlacht
nicht zur irdischen Ruhe kommen konnte, wollte Tilly zumindest im Tode
der Altöttinger Madonna nahe sein.
Darum ist sein Herz wie das vieler Wittelsbacher Fürsten in der Gnadenkapelle
beigesetzt, sein Leichnam fand, freilich erst nach Jahrzehnten, in der
Tillygruft an der Stiftskirche seine letzte Ruhe.