Historischer Verein Alt-Tilly e.V. 
Verein zur Darstellung des Lebens im 30-jährigen Krieg

Tilly und Altötting

Spirituelle Heimat


Ein Verein benannt nach  einem Feldherrn und Edelmann aus den spanischen Niederlanden im bayerischen Altötting? Warum wird ausgerechnet hier an einen Mann erinnert, der weder in Altötting geboren wurde noch hier lebte? Die Beziehung zwischen dem berühmten Kriegsmann und dem Gnadenort der schwarzen Madonna ist eine ganz besondere, die dem modernen Denken fremd erscheinen mag, aber eine erhellende Perspektive nicht nur auf die Persönlichkeit Tillys eröffnet, sondern auch auf den geistigen Hintergrund dieser Epoche.

 

Leben aus dem Marschgepäck

Tilly gehört zu den bekanntesten Figuren des Dreißigjährigen Krieges. Sein Bild ist extremen Schwankungen unterworfen. Der katholischen Seite galt er als »Heiliger im Harnisch«, seine sterblichen Überreste haben in Altötting ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die antikatholische und antikaiserliche Publizistik zeichnete ein ganz anderes Bild von ihm als Werkzeug der Gegenreformation und Mordbrenner von Magdeburg.

Stich: Beschuss von Magdeburg

Andere wieder sehen in ihm einfach einen persönlich anständigen Kriegshandwerker, einen General modernen Stils, der sich diszipliniert der politischen Führung unterordnet. Von frühester Jugend an war Tillys Lebenswelt das Feldlager. Wo immer ihn seine Kommandos hinführten war der Offizier von der rauen Welt des Militärs umgeben, er lebte ständig ”aus dem Marschgepäck", ohne die Annehmlichkeiten höfischen Lebens, ja nicht einmal vorübergehend mit dem familiären Rückzugsraum eines ruhigen Stammsitzes gesegnet. Eine Existenz unter dem Schatten der Gefahr auf dem Schlachtfeld oder durch Seuchen und Krankheit.


Rückhalt durch den Glauben

So war es vor allem seine tiefe Religiosität, sein inniger und kompromissloser Glaube, der Tillys "raison d'etre" darstellte. Für den frommen Krieger war die Beziehung zur Muttergottes von Altötting seit seiner ersten Begegnung mit dem Gnadenbild in der uralten Kapelle "auf der grünen Matten" ein kostbares Geschenk, das ihm Kraft und Rückhalt gab. Maria als Inbegriff mütterlicher Liebe und Mittlerin göttlicher Gnade wurde dem schlachtgewohnten Kämpen zur überragenden Bezugsperson, ihr Altöttinger Heiligtum zur spirituellen Heimat in seiner lebenslangen Heimatlosigkeit. Immer wieder zog es ihn hierher, und weil er bis zu seinem Soldatentod in der Schlacht nicht zur irdischen Ruhe kommen konnte, wollte Tilly zumindest im Tode der Altöttinger Madonna nahe sein.
Darum ist sein Herz wie das vieler Wittelsbacher Fürsten in der Gnadenkapelle beigesetzt, sein Leichnam fand, freilich erst nach Jahrzehnten, in der Tillygruft an der Stiftskirche seine letzte Ruhe.

"Altötting, das Nationalheiligtum Bayerns, hat ihn überhaupt in seinen Bann gezogen: das Bild der Gnadenmutter, ja der heiligen Kapelle selbst, schmücken die Fahnen seiner Garden und dreimal ist er allen Strapazen des damaligen Reisens zum Trotz nach Altötting gepilgert. Einmal hat er vier Tage lang schier ununterbrochen in der heiligen Kapelle verweilt. Da sehen wir den greisen Helden sieben Stunden lang, sein kurfürstlicher Herr ist ihm mit gutem Beispiele vorangegangen, vor dem Gnadenaltar knien, Im Waffenrocke, das Schwert an der Seite; aber die Hände, deren Wink sonst Regimenter geleitet, sind im Gebet gefaltet und das Auge hängt mit Inbrunst an Mariens Gnadenbilde. Die Seele weilt vor Gottes Thron: "In te Domine, speravi, non confundar in aeternam." ("Herr, auf Dich habe ich meine Hoffnung gesetzt: In Ewigkeit werde ich nicht an Dir irrewerden.") schreit sie auf zum Herrn oder ist es das Gebet der Todesangst des Heilandes: "Vater, wenn es möglich ist, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein Wille geschehe, sondern der deine!" Wenige Tage später ist er ausgezogen gen Magdeburg und es kamen die Tage von Breitenfeld, von Rain am Lech und seine Todesstunde in Ingolstadt."
(Auszug aus August Poellinger, Johann T.Serclaes Graf von Tilly, Leben und Sterben eines deutschen Helden und heiligen Mannes, Verlag Josef Habbel, Regensburg, 1932, S. 49).


Tillys Gebet zur Schwarzen Madonna
Tilly-Lied